Grobvariantenvergleich: warum 6 mehr zählt als 9

Für die Grobvariantenuntersuchung der Strecke Daglfing-Johanneskirchen gibt es viele Kriterien, welche von der Bahn analysiert wurden.

Gewünschte und tatsächliche Gewichtung

Ein Trassierungsexperte hat ein Modell entwickelt, mit dem man die Kriterien unterschiedlich stark gewichten kann. Dazu gibt es Regler, welche einen Wert von 1 (unwichtig) bis 9 (extrem wichtig) annehmen können.

Somit kann die Bahn andere Kriterien stark gewichten als die Stadt dies aus ihrer Perspektive tut.

Jeder denkt nun, wenn ich einen Regler auf 6 stelle, dann wird dieses Kriterium weniger stark gewichtet als ein anderes, wo der Regler auf 9 steht.

Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn die Kriterien sich im gleichen „Fachbereich“ befinden, andernfalls kann es zu sehr starken Abweichungen kommen.

Dies passiert z.B. beim Wunsch des Bezirksausschusses.

Verkehrliche Erschließung hat einen Reglerwert von 6 und wurde mit 55% gewichtet.

Mensch Gesundheit und Wohlbefinden hat einen Reglerwert von 9 und wurde nur mit 17% gewichtet, also 3,2 Mal weniger als die Verkehrliche Erschließung statt 50% mehr wie man annehmen könnte.

Ob der BA Bogenhausen dies so verstanden hatte, als er die Reglerwerte übermittelte? Oder wurde mal wieder die Politik hinter die Fichte geführt?

Der mathematische Hintergrund dabei ist, dass die Reglerwerte in jedem Fachbereich durch die Gesamtpunktzahl in diesem Fachbereich geteilt werden. Da der BA nur 11 Reglerpunkte auf den Fachbereich „Verkehr und Technik“ vergeben hat, aber 53 Punkte auf den Fachbereich „Raum und Umwelt“ wurden die wahren Gewichte wie folgt berechnet:

Verkehrliche Erschließung: 6/11 = 55%

Mensch Gesundheit und Wohlbefinden: 9/53 = 17%.

Im weiteren Verlauf werden zwar dann die Fachbereiche noch mit Gewichtung versehen, aber nie mit den Gewichten, welche der BA wollte.

Unsinniger Quotient Kosten/Nutzen

Schließlich wurde die Diskussion abgewürgt, indem man die Quotienten aus Kosten und Nutzenpunkten gebildet hat, welche immer für die ebenerdige Variante sprechen. Dies ist natürlich aus mehrfacher Sicht unsinnig:

a) Der Quotient ist stark davon abhängig welche Kosten ich zähle, z.B. wenn man 30 Jahre Betriebskosten dazunimmt kann die Tunnelvariante vor der Variante ebenerdig liegen.

b) Der Quotient vergleicht letztlich, ob der Quotient TunnelMehrkosten/TunnelMehrnutzen höher ist als EbenerdigeKosten/EbenerdigerNutzen. Dies ist aber irrelevant. Insbesondere hat laut BMVI die ebenerdige Lösung einen Nutzen/Kostenfaktor von 2. Es würde für TunnelMehrnutzen/TunnelMehrkosten aber ein Faktor von 1 reichen, damit es eine sinnvolle Investition ist. Es geht also nicht um die Relation sondern ob absolut der Mehrnutzen die Mehrkosten überwiegt.

c) Ferner hätten alle Zielerfüllungsgrade normiert sein müssen, so dass ein doppelter Nutzen eine doppelte Punktzahl ergibt – dies ist aber nicht der Fall.

Der Quotient ist also Augenwischerei.

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