Prognosen

Zugzahl Güterverkehr

Um den Verkehr für die Strecke Daglfing-Johanneskirchen abzuschätzen findet man verschiedene veröffentlichte Prognosen, welche in der Tabelle gegenübergestellt werden.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zugzahlen nur den Güterverkehr:

aktuell20302050
BVWP83198
BMVI/Trimode (Rosenheim-Anteil!)108 159-459
SZ/BI Tunnel 83+459+115=657
DTK (d.h. ohne Richtung Ostbahnhof)71226
Bahn-Sprecher83226
Eisenbahnbundesamt (2016)40

BMVI/Trimode ist eine Studie für einen wichtigen Zulauf der Strecke, es fehlen aber andere Zuläufe und es ist nicht klar, wie viele Züge welche in Rosenheim fahren dann auch die Strecke durch München fahren .

Trotzdem erkennt man dass es gerade durch den Brennerzulauf eine große Unsicherheit gibt, mit wie vielen Güterzügen man jetzt planen muss.

Zugzahl Personen-Verkehr

Hinzu kommen noch die Zahlen für den S-Bahn-Verkehr. Aktuell verkehren 134 S-Bahnen am Tag vom/zum Flughafen. Durch den 15-Minutentakt wird der S-Bahnverkehr um ein Drittel zunehmen, daneben werden etwa halb so viele Express-S-Bahnen auf der Strecke verkehren (aktuelle Planung: Abfahrt Flughafen alle halbe Stunde zwischen 5h10 und 23h40 ergibt 76 Express-S-Bahnen am Tag) .

Aber auch hier gibt es Unsicherheit, z.B. könnten S-Bahnen Richtung Nordring, Richtung Markt Schwaben/Messe oder Richtung Trudering hinzukommen. Laut Bayerns Verkehrsminister Dr. Reichhart: „Wir werden auch weiter untersuchen, ob und wie wir den gesamten Nordring für den Personenverkehr öffnen können. So könnte man den Münchner Norden an den regionalen und überregionalen Verkehr besser anschließen.“

Schließlich ist es auch vorstellbar dass Regional- oder Fernzüge regelmäßig über diese Strecke geleitet werden.

Jetzt2030
S-Bahn Stammstrecke Flughafen134179
Express-S-Bahn S23X076
neue S-Bahn-Linien (Nordring, Messe, etc)0?
anderer Personenverkehr0?

Geschwindigkeit und Zuglänge

Neben der Anzahl der Züge ist auch deren Länge und Geschwindigkeit wichtig, insbesondere für dem Lärmschutz.

Die Länge der Güterzüge wird wachsen, da lange Züge wirtschaftlicher sind, der Brennerbasistunnel lange Züge ermöglicht, und Strecken und Umschlagbahnhöfe für längere Züge umgebaut werden. Als erster Schritt soll eine neue Standardlänge von 740m erreicht werden, aber es wird auch mit 1000m langen Zügen getestet.

Ein doppelt so langer Zug erzeugt doppelt so viel Lärm, d.h. 3dB mehr.

Die Geschwindigkeit eines Zuges beeinflusst natürlich auch die Schallemission. In der relevanten Verordnung Schall03 wird dies getrennt berücksichtigt für die Bereiche Rollgeräusche (Gleis/Rad), Aerodynamische Geräusche, Aggregatsgeräusche und Antriebsgeräusche. Bei Güterzügen stehen die Rollgeräusche im Vordergrund.

Laut Wikipedia: “ Mit der dritten EBO-Änderungsverordnung wurde die zulässige Geschwindigkeit für Güterzüge in Deutschland von 100 auf 120 km/h heraufgesetzt. „

Eine Erhöhung der Geschwindigkeit von Güterzügen von 100km/h auf 120km/h bewirkt eine Zunahme des Emissionslärms um 0,8dB bei 1000Hz und 2 dB bei 2000, 4000 und 8000Hz.

Bei Personenzüge könnte laut „Sachstandsbericht Grundlagenermittlung“ eine Erhöhung der Geschwindigkeit von 140 auf 160km/h erfolgen. Dies könnte die Aerodynamikgeräusche um 2,9dB steigen lassen.

BVWP

Für den Knoten München existiert eine SGV-Prognose für 2030. Auf der Strecke Daglfing-Nordring werden laut Abb.7 etwa 198 Züge am Tag prognostiziert.

BMVI

Die BMVI-Information beruht auf der Trimode-Studie für den Brennerzulauf Rosenheim.

4 Szenarien mit je zwei Unterfällen zur Entwicklung 2030=>2050. werden analysiert. Die Prognose des BMVI beinhaltet Personen- und Güterverkehr.

Welche Konsequenzen für München ergeben sich aus dem Verkehr in Rosenheim?

In der Trimode-Studie zum Schienengüterverkehr heißt es dazu: “ Im Schienenverkehr (vgl. Abbildung 8 ) stellt sich die Situation anders dar. Bedeutendste Quell- und Zielgebiete des Brennerverkehrs in Nord- und Westeuropa sind Bayern und Nordrhein-Westfalen mit jeweils rd. 23 % des Aufkommens, RheinlandPfalz (rd. 9 %) sowie Mecklenburg-Vorpommern (rd. 7 %). “

Es wird daher angenommen dass ein Großteil des Güterverkehrs nach München und dann über den Nordring fahren wird. Eine genaue Prozentzahl ist nicht bekannt. Der Personenverkehr fährt wohl auch häufig nach München, allerdings wird er ab Trudering wohl eher Richtung Ostbahnhof/Südring fahren.

Zur besseren Vergleichbarkeit mit den Informationen für die Strecke Daglfing-Johanneskirchen wird daher in der Tabelle oben nur auf den Güterverkehr abgestellt. Da keine genaue Prozentzahl bekannt ist wieviele Güterzüge aus Rosenheim über den Nordring fahren, werden die Zahlen erst einmal so in der Tabelle aufgeführt.

Szenario 1 „BIP 2050“

Annahme: Entwicklung parallel zum Bruttoinlandsprodukt: +47% gegenüber 2030. Dies führt zu 159 Güterzügen/Tag.

Zurückgerechnet erhält man dass die Annahme für 2030 offensichtlich 108 Güterzüge/Tag welche aus der Verkehrsverflechtungsprognose des BMVI stammt.

Unterfall: Mit Verlagerungen von Güterverkehr von der Straße auf die Schiene : 302 Güterzüge

Szenario 2 „BIP 2050 + Dt Eck“

wie 1, zusätzlich Veränderung der österreichischen Korridorverkehre über das sogenannte deutsche Eck zwischen Salzburg und Kufstein. 189 bzw. im Unterfall 332 Güterzüge

Szenario 3 „BIP 2050 + ital. Häfen“

wie 1. zusätzlich stärkeren Partizipation italienischer Häfen. 223 bzw. im Unterfall 429 Güterzüge.

Szenario 4 „BIP 2050 + ital. Häfen + DtEck“

Kombination beider Zusatzeffekte führt zu 253 bzw. im Unterfall 459 Güterzügen.

SZ/BI Tunnel

Im SZ-Artikel wurden Informationen der BI Tunnel veröffentlicht. Hier wurde der Maximalfall berechnet, d.h. es wurde angenommen dass alle 453 Rosenheimer Züge (Maximalfall Trimode) den Nordring befahren, hinzu kommen die Anzahl der bisherigen Zugzahlen (87) und alle Züge des Südrings (115).

Parallel wurde die Bahn aufgefordert eine Prognose zu veröffentlichen welche die Trimode-Zahlen auch für München berücksichtigt.

DTK

Die Webseite der Bahn zur Daglfinger Kurve enthält eine Prognose der Güterzugzahlen welche im Planfall (also bei Bau der DTK) in 2030 aus Richtung Mühldorf (87) und aus Richtung Trudering (139) erwartet werden. Es fehlt dabei noch die dritte südliche Zulaufmöglichkeit aus Richtung Ostbahnhof.

SZ/Bahn-Sprecher

Laut SZ-Artikel vom 23..10.2019 hat der Bahnsprecher die 226 Güterzüge der DTK-Prognose bestätigt.

Fazit

Prognosen sind bekanntlich schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Die maximale Anzahl wäre mehr als 900 Züge pro Tag, davon die meisten Güterzüge. Dies ist eine enorme Zahl, und es könnten durch Nordring oder S-Bahn Flughafen-Messe sogar noch mehr werden.

Die Deutsche Bahn wird bei der Planung der Trasse angeben müssen mit welchem Verkehr sie rechnet, und das Eisenbahnbundesamt und wohl auch Gerichte werden dies überprüfen müssen. Keine leichte Aufgabe. Lediglich bei einer Tunnellösung wäre der Lärmschutz unproblematisch. Neben Daglfing-Johanneskirchen sind aber auch noch andere Teilstrecken betroffen, z.B. in Trudering. Einen umfassenden Lärmschutz für ganz München sollte geplant werden. Dazu sollten alle Teile des Puzzles zusammen betrachtet werden.

Neben der Anzahl der Züge muss auch die Länge der Züge betrachtet werden. Es findet bereits jetzt ein Ausbau statt um überall 750m lange Züge zu ermöglichen, aber es sollen auch noch längere Züge möglich sein. Im Masterplan des BMVI wird erwähnt, dass über 1000m lange Züge erwünscht sind.

Schließlich stellt sich die Frage der gleichmäßigen Verteilung auf Tageszeit, Wochentage beziehungsweise innerhalb eines Jahres. Eine Kapazität welche für gleichmäßige Auslastung reichen würde kann zu gering sein, wenn der Verkehr geballt erfolgt. Die Frage kann auch für den Lärmschutz gestellt werden. Wenn an einem Dienstag im Sommer ein Vielfaches an Verkehr stattfindet gegenüber einem Herbstsonntag (siehe z.B. Istzahlen der Messstelle Rosenheim), was ist dann aus Lärmschutzgründen die Grundlage?

Quellen:

BVWP: http://www.bvwp-projekte.de/schiene_2018/K-005-V01/K-005-V01.html#h1_verkehrsbelastung

BMVI Verkehrsverflechtungsprognose: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/verkehrsverflechtungsprognose-2030.html

BMVI zum Brenner: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/studie-brenner-nordzulauf.html

Trimode: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/studie-brenner-zulauf.pdf?__blob=publicationFile

Istzahlen bei Rosenheim: https://www.laerm-monitoring.de/mittelung?mp=17

DTK-Planzahlen: https://www.abs38.de/daglfinger-und-truderinger-kurve.html

Bahn-Sprecher: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/bogenhausen-erst-der-bundestag-dann-die-buerger-1.4652844

SZ: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/bogenhausen-erst-der-bundestag-dann-die-buerger-1.4652844

S23X: http://www.railblog.info/wp-content/uploads/2018/10/Tabellenfahrpl%C3%A4ne-S-Bahn-Er%C3%B6ffnung-2.-Stammstrecke-S23X-Mammendorf-Schwaigerloh-Mo-Fr.pdf

Nordring: https://www.press.bmwgroup.com/deutschland/article/detail/T0300889DE/freistaat-bayern-und-bmw-group-stossen-gemeinsam-s-bahnprojekt-im-muenchner-norden-an:-pendelzugverkehr-ueber-nordring?language=de

Wikipedia Güterzuglänge und -geschwindigkeit: https://de.wikipedia.org/wiki/Güterzug

Allianz pro Schiene: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/740-meter-gueterzug/

Sachstandsbericht Grundlagenermittlung: https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK/SITZUNGSVORLAGE/5022834.pdf