In der Grobvariantenuntersuchung für die Trasse Daglfing-Johanneskirchen wurden 3 Varianten geprüft. Nachdem die Bahn die Tunnelvariante als „übergesetzlich“ (d.h. zu teuer) abqualifiziert hat und ein Trog genauso teuer ist, aber noch mehr Nachteile hat, ist klar, dass die Bahn die ebenerdige Variante favorisiert.
Aus Sicht der Bahn und Ihres Eigentümers, dem Bund, mag diese Präferenz zutreffen. Ein ebenerdiger Ausbau ist günstiger, wäre früher fertig und benötigt wohl weniger Trassenunterbrechung in der Bauphase.
Aus Sicht der Anwohner und der Stadt München ist dagegen die ebenerdige Variante eine Katastrophe. Während man überall fleißig Tunnel baut, soll ausgerechnet diese Strecke ebenerdig ausgebaut werden.
Ein Vergleich:
Brennerbasistunnel: 50km vs. 3,5km Daglfing-Johanneskirchen
Bahntunnel in Unterföhring, Ismaning, Erding usw.: hier verkehrt nur S-Bahn, welche nachts viel leiser ist, dennoch wurden/werden hier Tunnel gebaut.
Brennerzulauf: bei Rosenheim gibt es mehrere Vorschläge, welche Tunnelstrecken vorsehen
Mittlerer Ring: hier ist man mittlerweile bei 7 Tunneln (Straße aber gleiches Motiv: Lärm, Querung)
Es scheint seltsam, dass bei der am schlimmsten betroffenen Strecke (größter nächtlicher Güterverkehr durch Kombination der Verkehre aus Richtung Rosenheim und Mühldorf) kein Tunnel gebaut werden soll. Soll doch das reiche München zahlen?
Eine Kernfrage ist, ob die ebenerdige Lösung tatsächlich rechtlich zulässig ist. Die BImSchV-Grenzwerte (meist 49dB nachts) lassen sich auf jeden Fall nicht einhalten, eher liegt man selbst mit Lärmschutzwänden noch an mehreren Stellen über der wesentlich höheren Schwelle der verfassungrechtlichen Zumutbarkeit (60-65dB nachts). Warum die Stadt de facto die Kosten für Güterverkehrslärm übernehmen soll ist wenig ersichtlichlich.
Andere Fragen wie z.B. die städtebaulichen Auswirkungen einer so langen Schneise durch München, sind in der Tat Münchner Anliegen.
Es wird also auf Verhandlungen hinauslaufen.