Immer wieder betont die Stadt München Ihren Willen, die Bahnstrecke Daglfing-Johanneskirchen „nur im Tunnel“ ausbauen zu wollen.
Zur SEM-Planung hieß es noch im März 2022 in der Rathausumschau:
„Gleichzeitig ermöglicht der Entwurf die enge Verzahnung mit den bestehenden Stadtvierteln, da der viergleisige Ausbau der Bahntrasse in Tunnellage berücksichtigt ist.“
Das Planungsreferat nannte eine Schneise Daglfing-Johanneskirchen eine stadtplanerische Katastrophe. Man sollte annehmen, die Stadt würde darüber wachen, dass die Ost-West-Beziehungen verbessert werden. Ist dem so?
Im Süden überlappt das Planungsgebiet mit der DTK, welche bis zur Daglfinger Straße Lärmschutzwände vorsieht.
Im Norden überlappt das Planungsgebiet mit der „Netzergänzenden Maßnahme 23“, der Beschleunigung zum Flughafen. Die Landeshauptstadt München (LHM) ist daran beteiligt.
https://www.bahnausbau-muenchen.de/projekt.html?PID=22
Ab Bahnhof Johanneskirchen sollen Lärmschutzwände gebaut werden. Die Planfeststellungsunterlagen sollen noch diesen Monat (Jan. 2023) ausgelegt werden.
In der Mitte gibt es bereits eine Lärmschutzbebauung westlich der Haltestelle Englschalking. Südlich anschließend soll eine weitere Lärmschutzbebauung erfolgen, die Mariengärten. Ein entsprechender Bebauungsplan wurde am 21.12.2022 vom Stadtrat genehmigt.
https://risi.muenchen.de/risi/sitzungsvorlage/detail/7246460
Im vorauseilenden Gehorsam wird eine Bebauung gegen zukünftigen Bahnlärm gebaut, und nicht der Bahnlärm selbst durch einen Tunnel bekämpft.
Der Tunnel als Voraussetzung für die SEM wurde ja schon im Koalitionsvertrag gekippt.
Die LHM ist also offenbar wenig bemüht, ihr Tunnelversprechen in eine klare Pro-Tunnel-Politik umzusetzen.
Wenn alles so gebaut wird, dann ist die Schneise durch München schon da. Auch ohne viergleisigen Ausbau Daglfing-Johanneskirchen ist keine nennenwerte Sichtbeziehung mehr vorhanden. Lärmschutzwände und Lärmschutzbebauung werden als „Hier-geht-es-nicht-weiter“-Riegel abschotten.
Im Schatten der Lärmschutzwände verschwinden mit der SEM dann die Äcker, Freiflächen und der Pferdesport zugunsten einer urbanen Dichte. Durchfahrende Express-S-Bahnen und Güterzüge bringen den Anwohnern nur Nachteile. Der ländliche Charakter des Münchner Ostens wird dann verloren sein.
Sollte es weiterhin keine vernünftige Lösung für die Querung in Daglfing geben, werden die Probleme für die Teile östlich der Bahnlinie noch größer. Eine Hoffnung auf den U-Bahn-Ausbau muss sich erst noch bestätigen, insbesondere nachdem der Stadtkämmerer Zweifel an der Finanzierbarkeit der U9 geäußert hat.
Quo vadis, Münchner Osten? In die Katastrophe? Oder wird die LHM doch ihr Versprechen einhalten?